Spat beim Pferd
Dein Pferd hat die Diagnose Spat bekommen – oder du vermutest, dass es Spat haben könnte? Dann lass uns einmal genauer schauen, was das ist und wie du dein Pferd unterstützen kannst.
Was ist Spat eigentlich genau?
Vereinfacht gesagt bedeutet Spat: Arthrose im Sprunggelenk. Genauer gesagt ist es Arthrose in einem bestimmten Abschnitt des Sprunggelenks, denn dieses setzt sich aus mehreren Gelenken zusammen.
Schau dir einmal ein laufendes Pferd von der Seite an – dann siehst du bei jedem Schritt wie das Sprunggelenk gebeugt und gestreckt wird. Diese Beugung und Streckung erfolgt im oberen Teil des Sprunggelenks im Bereich der Rollkämme.
Der untere Teil des Sprunggelenks dagegen besteht aus mehreren kleinen Knochen und Gelenkspalten, die in sich selbst ziemlich unbeweglich sind und keine Beugebewegung machen. Deshalb heißen die Gelenke im unteren Teil des Sprunggelenks auch straffe Gelenke. Und Spat ist die Bezeichnung für eine Arthrose der straffen Sprunggelenke.
Symptome von Spat
Es gibt einige Symptome, die typisch sind für ein Pferd mit Spat. Meistens entwickeln sie sich eher schleichend, und es gibt gute und schlechte Tage. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Steifer Gang: die Hinterbeine wirken steif und machen nur kurze Schritte.
- Lahmheit: Eine Lahmheit an einer oder beiden Hinterbeinen. Die Lahmheit kann phasenweise oder dauerhaft sichtbar sein.
- Einlaufen: meist laufen die Pferde mit Spat nach einer Ruhepause (Nacht, Box, Liegen) eher schlecht. Nach einigen Minuten Bewegung laufen sie sich aber ein und werden geschmeidiger.
- Schwellung: In fortgeschrittenen Fällen sieht man eine Schwellung innen unten am Sprunggelenk. Auf dem Foto unten kannst du das sehen.
Spat ist eine degenerative Erkrankung, bei der es durch den Gelenkverschleiß zu Entzündungen, Knochenabbau- und Knochenzubauprozessen kommt.
Besonders die entstehenden knöchernen Zubildungen an den Gelenkrändern (Osteophyten) und Bezirke mit Knochenresorption sind später dann auch im Röntgen sichtbar. Die Erkrankungen schreitet mit den Jahren voran und kann zu einer kompletten Verknöcherung der straffen Sprunggelenke führen (die dann erstaunlicherweise meistens weniger schmerzhaft ist).
Ursachen von Spat
Wie so oft gibt es nicht nur eine Ursache, sondern die Kombination von verschiedenen Faktoren erhöht das Risiko für dein Pferd, zu erkranken.
- Genetische Veranlagung: Einige Pferderassen sind anfälliger für Spat als andere, insbesondere solche mit einer genetischen Prädisposition für Gelenkprobleme.
- Überbelastung: Intensive Arbeit, insbesondere auf harten Böden oder unebenem Gelände, aber auch bestimmte Lektionen/Manöver können das Sprunggelenk überlasten und zu degenerativen Veränderungen führen.
- Fehlstellungen: Fehlstellungen der Beine können die Belastung auf das Sprunggelenk erhöhen. Besonders bei Pferden, die etwas „fassbeinig“ stehen und die Hinterbeine beim Aufsetzen drehen stelle ich häufig Spat fest.
Diagnose von Spat
Wenn du ein oder mehrere typische Spatsymptome bei deinem Pferd feststellt, wird deine Tierärztin oder dein Tierarzt dir wahrscheinlich zu einer Lahmheitsuntersuchung und Röntgenbildern raten.
Dabei wird dein Pferd im Stand und in der Bewegung angeschaut und möglicherweise auch gebeugt. Viele Pferde mit Spat reagieren zum Beispiel sehr schmerzhaft auf eine Beugeprobe des Sprunggelenks.
Sind beim Spat Röntgen (noch) keine deutlichen Befunde sichtbar, kann durch eine gezielte Anästhesie der Spatgelenke festgestellt werden, ob hier dennoch die Ursache des Schmerzes ist. Dies muss wie jede Gelenkanästhesie streng steril durchgeführt werden und wird deshalb von einigen Tierärzten in der Außenpraxis nicht angeboten.
Spat Röntgen
Beim Verdacht auf Spat ist es sinnvoll, Röntgenbilder des Sprunggelenks zu machen. Dabei reicht meistens nicht nur ein Bild, sondern wir brauchen Röntgenbilder in drei bis vier verschiedenen Projektionsrichtungen.
Im Röntgen wird dann deutlich, ob und wie sehr der Knochen und die Gelenkspalten der straffen Sprunggelenksreihen verändert sind.
Bei jedem Spat Röntgen frage ich mich: gibt es Zubildungen und Randwülste an den Gelenkspalten? Sind die Gelenkspalten sichtbar und durchgängig oder bereits komplett verknöchert?
Gibt es Bereiche mit geringerer Knochendichte (Osteolyse) oder Knochenfrass? Gibt es andere Veränderungen am Sprunggelenk, die nicht zum Spat gehören? Und wie sieht eigentlich das Partnerbein aus?
Spat behandeln
Die Behandlung von Spat zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Dazu kommt meistens eine oder auch mehrere der folgenden Behandlungsmethoden zum Einsatz:
- Entzündungshemmer (NSAIDs, z.B. Meloxicam oder Firocoxib): sie können in einer akuten Entzündungsphase den Schmerz lindern und deinem Pferd aus dem „Schub“ heraushelfen. Dein Pferd sollte unter Medikamenten aber selbstverständlich nicht geritten werden.
- Gelenkinjektionen: Kortikosteroide und Hyaluronsäure können direkt ins Gelenk injiziert werden, um in hoher Konzentration direkt vor Ort im Gelenk die Entzündungen zu lindern und die Funktion zu verbessern.
- Medikamente mit Wirkung auf den Knochenstoffwechsel: manche Pferde mit Spat reagieren sehr positiv auf spezielle Medikamente (Bisphosphonate), die den Knochenstoffwechsel beeinflussen.
- Physiotherapie und angepasstes Training: Physiotherapeutische Maßnahmen und kontrollierte Bewegung helfen deinem Pferd, die Mobilität zu erhalten und Muskeln zu erhalten. Regelmäßige Bewegung ist grundsätzlich sehr viel besser als stundenlanges in der Box stehen (außer in schmerzhaften Entzündungsphasen, da tut Ruhe gut!).
- Hufpflege und Beschlag: während manche Spat Pferde am besten barhuf zurecht kommen, laufen andere mit einem speziellen Spat Beschlag besser. Besprich dies am besten individuell für dein Pferd mit deiner Tierärztin/Tierarzt und demjenigen, der die Hufe bearbeitet.
Kurz gesagt
Die Diagnose Spat ist oft erstmal ein Schock – ganz besonders weil Spat unheilbar ist und mit der Zeit fortschreitet.
Viele Pferde kommen bei gutem Management aber gut damit zurecht und haben nur selten schmerzhafte „Schübe“, in denen sie Schonung brauchen.
Sie mögen zwar etwas steif wirken und ihre Einlaufzeit brauchen, sind dann aber durchaus gehfreudig und leistungsbereit. Und sollte es zu einer kompletten Verknöcherung der straffen Sprunggelenke kommen, sind dann einige Pferde sogar wieder komplett lahmfrei.
Interessiert du dich für das Thema Lahmheiten? Dann schau dir mal meinen Workshop „Schritt für Schritt – Lahmheiten sehen lernen“ an, in dem du lernst Lahmheiten bei deinem Pferd zu erkennen und auch zu sagen, welches Bein betroffen ist.
Möchtest du erfahren, wie du dein Pferd unterstützen kannst, wenn es älter wird? Dann ist vielleicht dieser Blogbeitrag interessant für dich: ein altes Pferd auffüttern.