Ein altes Pferd auffüttern

Schlundverstopfung. EMS und Magengeschwüre beim Pferd

Ein altes Pferd auffüttern – Raufutter ist meist der Engpass!

Wenn ich im Frühjahr von Stall zu Stall fahre, dann schlägt mir die Erleichterung über das Ende des Winters überall entgegen. Aber ich glaube niemand ist so erleichtert wie jemand, der ein altes Pferd betreut. Wieder ein Jahr geschafft – endlich wieder grüne Weiden. Spätestens wenn im Mai die Pferde wieder aufs frische Gras dürfen, sehen auch schwerfuttrige Pferde wieder etwas besser aus.

Ein altes Pferd auffüttern mit Gras? Geht das überhaupt? Tatsächlich ist es gar keine schlechte Idee, ein altes Pferd gezielt auf die Wiese zu stellen. Frisches Gras ist lecker, leicht zu kauen und voller Energie. Für rippige Pferdeomis und -Opis gibt es tatsächlich kaum etwas Besseres – nach vernünftigem Anweiden versteht sich.

Da es in Herbst und Winter leider kaum frisches Gras gibt, müssen wir aber nun mal einen Teil des Jahres auf Heu, Heulage oder Heucobs zurückgreifen. Die unersetzliche Basis der Pferdefütterung und ältere Pferde sind hier oft mangelhaft versorgt! Meine Erfahrung nach vielen Jahren Pferdepraxis:  Wenn ein Rentner nicht zunimmt, ist fast immer zu wenig Raufutter schuld!

Überprüfe die Heumenge

Wichtig: es ist nicht die Heumenge entscheidend, die dein Pferd angeboten bekommt, sondern die Menge, die dein Pferd davon wirklich frisst. Hast du da den Überblick? Sehr viele Leute unterschätzen die Wichtigkeit von gutem Raufutter und verbringen statt dessen viel Zeit bei der Recherche nach dem besten Mineralfutter – das aber meistens nicht der Engpass bei der Versorgung ist.

 

 

Du willst dein altes Pferd auffüttern? Dann überprüfe als erstes, wieviel Heu es noch fressen kann. Raufutter in guter Qualität und ausreichender Menge macht meiner Meinung nach 95% einer erfolgreichen Renterfütterung aus. Was hier nicht stimmt, kannst du NICHT woanders ausgleichen. Auffüttern tun wir mit Raufutter, nicht mit Kraft- oder Zusatzfutter.

Es gibt einen Grund, warum das so betone. Denn es gibt leider zahlreiche Oldies die – wenn man mal genauer hinschaut – nicht ausreichend mit Raufutter versorgt sind. Woran kann das liegen?

Mögliche Ursachen für eine zu geringe Raufutter Aufnahme:

  • Es wird zu wenig Heu angeboten
  • Das Heu steht in einer großen Raufe zur Verfügung, aber niemand kann sagen wieviel die einzelnen Pferde davon fressen
  • Rangniedrige Pferde bekommen zu wenig Fresszeit an der Raufe
  • Das Heu schmeckt nicht (zu weich, zu stängelig, Pilzbefall)
  • Wegen Zahnschmerzen und fehlende Zähnen wird das Heu nicht aufgefressen. Das ist die häufigste Ursache für Abmagerung!
  • Schmerzen an anderen Stellen des Körpers, z.B. Lahmheiten oder Magenschmerzen

 

Möchtest du dein altes Pferd auffüttern, ist Raufutter dafür die wichtigste Grundlage. Es ist unersetzlich für die Darmflora, die körperliche und psychische Gesundheit deines Pferdes. Wenn die Versorgung mit Raufutter nicht stimmt, können auch Müsli, Kräuter, Säfte und Pülverchen nicht helfen. Dein Oldie nimmt nicht ab, weil Winter ist – sondern weil er im Winter zu wenig Raufutter frisst. Schauen wir uns einmal an, wiviel nötig wäre.

Ein Pferd braucht jeden Tag zwischen 1,5kg und 2kg Heu pro 100kg Körpergewicht.

Ist dein Pferd eher dick? Dann orientiere dich an den 1,5kg. Ist dein Pferde eher dünn und du willst es runder bekommen? Dann ist das Ziel 2kg Heu bzw. Heuersatz pro 100kg Körpergewicht. Je weniger langstengeliges Heu dein Pferd (noch) frisst, desto mehr Heuersatz in Form von z.B. eingeweichten Heucobs braucht es.

Nehmen wir mal an, dein Pferd wiegt 500kg und ist so dünn, dass man die Rippen sieht (das enstpricht z.B. einem Quarter oder kleinen Warmblut). Dann braucht es täglich 10kg Heu. Frisst es die komplett auf? Wunderbar! Frisst es aber nur 6kg Heu, solltest du täglich 4kg Heucobs ergänzen, um auf die Gesamtmenge von 10kg zu kommen. Die Heucobs werden dabei im Trockenzustand gewogen, aber immer gut eingeweicht verfüttert. Sonst kann es zu einer Schlundverstopfung kommen.

Auch Rübenschnitzel können helfen, dein Pferd bei Figur zu halten. Dazu gibt es bereits einen Eintrag hier: >> Ein altes Pferd Auffüttern mit Rübenschnitzeln.

Ist die Versorgung mit Raufutter ausreichend – dann nehmen die meisten Oldies langsam wieder zu. Ganz ohne große Kraftfuttermengen oder viele Wunderpülverchen. Raufutter ist einfach die eine große Stellschraube, wenn du ein altes Pferd auffüttern möchtest. Und deswegen ist das ist immer der erste Schritt.

Die kleineren Stellschrauben: Mineralien, Aminosäuren, Kraftfutter usw. die schauen wir uns ein anderes Mal an.

Möchtest du mehr über die richtige Fütterung von älteren Pferden erfahren? In meinem Buch Alte Pferde sinnvoll füttern findest du eine Schritt für Schritt Anleitung, um die Fütterung deines Pferdes selbst zu überprüfen und optimal anzupassen. Markenunabhängig und leicht verständlich. Mit vielen Tipps und Fütterungsbeispielen aus der Praxis.

Hier geht es direkt zum Blick ins Buch: >> Alte Pferde sinnvoll füttern.

 

von | 16. Mai 2024

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