Wieviel schwitzt dein Pferd?
Kennst du das auch? Die Sonne knallt vom Himmel, der Reitplatz gleicht einer Staubwüste und der letzte Schluck lauwarme Apfelschorle bringt auch nicht viel Erfrischung.
Dir läuft schon beim Gehen der Schweiß nur so den Rücken runter – und auch dein Pferde kommt bei solchen Temperaturen ganz schön ins Schwitzen! Aber warum tun wir das eigentlich?
Zwar gibt es auch andere Gründe als Hitze & Anstrengung, die ein Pferd zum Schwitzen bringen können (z.B. Schmerzen), aber um die soll es hier nicht gehen.
Schwitzen ist für Pferde lebenswichtig
Genau wie wir Menschen müssen auch Pferde schwitzen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Während Hunde durch Hecheln überschüssige Wärme abgeben, sind Pferde auf das Schwitzen angewiesen.
Denn durch die Verdunstung an der Körperoberfläche können sie überschüssige Wärme abgeben. Die meisten Schweißdrüsen befinden sich übrigens an Hals, Schulter und Unterbauch – deshalb wird hier das Fell als erstes feucht und trocknet als letztes.
Je wärmer es ist und je mehr dein Pferd körperlich leisten muss, desto mehr Schweiss produziert es.
Dass Schweiss mehr ist als nur Wasser, kannst du dir sicher vostellen. Denn wer kennt nicht den schlagsahneartigen schaumigen Schweiss zwischen den Hinterbacken und die eingetrockneten Salzreste in der Sattellage nach einem Sommerritt.
Beim Schwitzen verliert dein Pferd nicht nur Wasser, sondern auch wichtige Elektrolyte wie Natrium, Chlorid und Kalium. Diese Verluste müssen dann über das Futter wieder ausgeglichen werden.
Der Schweiß-Score: Wie viel Schwitzen ist normal?
Um einschätzen zu können, wie viel Schweiß dein Pferd beim Reiten verliert, gibt es den sogenannten Schweiß-Score nach Zeyner et al. (2014). Die Zahlen beziehen sich auf ein Pferd mit ca. 600 kg Körpergewicht:
- Schweiß-Score 1 (1-4l Schweißverlust): Fläche unter dem Sattel teilweise trocken, teilweise dunkle, klebrige und feuchte Areale. Halsbereich klebrig, Flanken dunkler als normal.
- Schweiß-Score 2 (4-7l Schweißverlust): Fläche unter dem Sattel und Areale am Hals nass. Evt. kleine weiße Areale an den Schabrackenrändern infolge von Schaumbildung. Reibungsflächen zwischen Hals und Zügel sowie zwischen den Innenschenkeln können infolge Schaumbildung weiß sein.
- Schweiß-Score 3 (7-9l Schweißverlust): Trense hinterlässt einen deutlichen feuchten Abdruck, häufig mit Schaumbildung an Backenstück und Nasenriemen. Hals und Fläche unter Sattel und Gurt durchgängig nass. Flanken deutlich feucht.
- Schweiß-Score 4 (9-12l Schweißverlust): Hals und Flanken komplett nass. Feuchte, dunkle Falten über den Augen. Bei stark bemuskelten oder dicken Pferden zwischen den Hinterschenkeln aufgrund von Schaumbildung weiß.
- Schweiß-Score 5 (12-18l Schweißverlust): Pferde zusätzlich über dem Auge und unter dem Bauch tropfend nass.
Elektrolyte und Wasser müssen ersetzt werden
Mit jedem Liter Schweiß verliert dein Pferd wichtige Elektrolyte. Deshalb ist es essenziell, dass du nicht nur genug Trinkwasser, sondern auch einen Salzleckstein zur Verfügung stellst.
Schwitzt dein Pferd im Training regelmäßig sehr viel (z.B. Schweiß-Score 3), solltest du zusätzlich zum Salzleckstein auch noch loses Viehsalz ohne Zusatz von Jod und Fluorid in einer Menge von 10-35g pro 100kg Körpergewicht zufüttern.
So stellst du die Natrium- und Chloridversorgung sicher. Den Kalium-Verlust kann dein Pferd über Gras oder Heu zum Glück selbst gut ausgleichen.
Achtung: Gefahr durch Dehydration
Kann der Körper den Schweißverlust nach starker Belastung nicht kompensieren, wird es gefährlich.
Es drohen Austrocknung (Dehydration), Überhitzung, Muskelkrämpfe und Störungen wie das synchrone Zwerchfellflattern
Achte also unbedingt darauf, dass dein Pferd immer genug trinkt und Elektrolyte zu sich nimmt.
Wie kann ich meinem Pferd bei großer Hitze helfen?
1. Ausreichend Trinken sicherstellen
Dein Pferd sollte jederzeit Zugang zu frischem und sauberem Trinkwasser haben. Bist du auch auf längeren Ritten oder Turnieren unterwegs, gewöhne dein Pferd daran, aus unterschiedlichen Behältern zu trinken. An heißen Tagen kann ein Großpferd bis zu 100 Liter Wasser benötigen!
2. Elektrolyte im Auge behalten
Mit jedem Liter Schweiß verliert dein Pferd nicht nur Wasser, sondern auch lebenswichtige Elektrolyte wie Natrium, Chlorid, und Kalium. Diese Verluste muss dein Pferd ausgleichen können. Ein Salzleckstein im Stall ist eine gute Basis.
Für diejenigen Pferde, die im Training regelmäßig stark schwitzen (zum Beispiel Schweißscore 3 und höher), ist es empfehlenswert, zusätzlich loses Viehsalz (ohne Jod und Fluorid) der Futterration beizumischen.
3. Training anpassen und für Schatten sorgen
Um dein Pferd vor Überhitzung und Dehydration zu schützen, passe das Training an die Außenbedingungen an. Erspare euch beiden intensive Einheiten in der größten Mittagshitze und reite beispielsweise lieber früh morgens oder abends.
Sorge dafür, dass dein Pferd tagsüber immer Zugang zu Schattenbereichen hat, um sich vor direkter Sonneneinstrahlung schützen zu können. Das kann ein Unterstand sein, aber auch große Laubbäume sind sehr beliebte Schattenspender.
Fazit: Schwitzen ist für Pferde überlebenswichtig
Schwitzen ist für Pferde keine Nebensächlichkeit, sondern eine überlebenswichtige Funktion. Bei hohen Temperaturen und intensivem Training solltest du das Schwitzverhalten deines Pferdes genau im Blick haben und es vor Überanstrengung und Dehydration schützen.
Ganz besonders wichtig ist dies, wenn dein Pferd schon 20 Jahre oder älter ist, denn im Alter fällt es den Pferden meist schwerer, überschüssige Körpertemperatur loszuwerden.