Juckreiz beim Pferd: Warum sich dein Pferd schubbert

Pferd scheuert sich

Wenn sich dein Pferd juckt: Ursachen und Lösungen bei Juckreiz

 

 

Juckreiz beim Pferd – ein häufiges Problem

Letzte Woche erhielt ich einen Anruf von einem besorgten Pferdebesitzer: „Mein Pferd scheuert sich ziemlich, was meinst du, was das sein könnte?“

Diese ganz einfache Frage ist leider nicht ganz so leicht zu beantworten. Denn es gibt natürlich viele verschiedene Auslöser, die dazu führen können, dass sich ein Pferd schubbert. Einmal heftig gekratzt, sieht die Haut oft ähnlich aus: aufgescheuert und gereizt. Um den Auslöser des Juckreizes zu identifizieren, solltest du also mal genauer hinschauen.

Verteilungsmuster des Juckreizes

Ein wichtiger Hinweis auf die Ursache des Juckreizes ist das Verteilungsmuster. Je nach Ursache beginnt der Juckreiz an anderen Körperpartien.

  • Mähne und Schweif: Häufig bei Sommerekzem. Sommerekzem ist eine allergische Reaktion auf Insektenstiche, insbesondere von Kriebelmücken. Betroffene Pferde kratzen sich intensiv an Mähne und Schweif, was zu Haarverlust und Hautverletzungen führen kann. Was du gegen Sommerekzem tun kannst, erfährst du im Leitfaden Sommerekzem.
  • Rumpf und Beine: Kann auf Milben oder andere Parasiten hinweisen. Milben, wie die Räudemilbe, verursachen starken Juckreiz und können sich auf den ganzen Körper ausbreiten. Haarlinge finden sich oft an Hals und Rumpf, Grasmilben vor allem an den Beinen.
  • Nur Schweifrübe: hier sollte auch an Würmer (besonders Pfriemenschwänze) gedacht werden

Hier siehst du typische Verteilungsmuster von Juckreiz

 

Nesselsucht Pferd

 

Die Intensität des Juckreizes

Die Stärke des Juckreizes ist ein weiterer Indikator:

  • Leichter Juckreiz: Kaum zu bemerken, aber kann dennoch auf ein Problem hinweisen. Ein geringfügiger Juckreiz könnte auf eine beginnende allergische Reaktion oder leichten Parasitenbefall hinweisen. Auch Hautpilzerkrankungen jucken Pferde entweder gar nicht oder nur sehr wenig.
  • Starker Juckreiz: Wenn sich das Pferd blutig kratzt, sollte dringend nach der Ursache geforscht werden. Hier könnten ernsthaftere Ursachen wie starker Parasitenbefall (Milben, Haarlinge) oder ein Sommerekzem vorliegen.

Mehrere betroffene Pferde

Sind mehrere Pferde im Stall betroffen, stecken meist Parasiten oder Hautpilz dahinter – denn beide sind ansteckend. In solchen Fällen ist es wichtig, alle Pferde zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Hautpilz Pferd

Pferd mit Hautpilz. Typisch sind rundliche, kahle Stellen und silbrige Schuppen

 

Ursprüngliche Hautveränderungen

Manchmal ist es schwierig, die ursprünglichen Hautveränderung (an der noch nicht gekratzt wurde) überhaupt zu finden, dennoch ist das wichtig.

  • Bläschen: Könnten auf Nesselsucht/Nesselfieber hinweisen. Nesselfieber (Urtikaria) ist eine allergische Reaktion, die durch verschiedene Auslöser wie Insektenstiche, Medikamente oder Umweltfaktoren hervorgerufen werden kann. Es zeigt sich durch plötzlich auftretende Quaddeln und Pusteln auf der Haut. Es sieht wirklich so aus als wäre das Pferd „in die Nesseln“ gefallen. Fieber haben die Pferde übrigens trotz der Bezeichnung „Nesselfieber“ nicht.
  • Schuppen: entstehen durch trockene Haut im Fellwechsel, aber auch bei Hautpilz oder bestimmten Milbenarten.
  • Verklebte Haare: können auf bakterielle Infektionen hindeuten, z.B. das sogenannte Regenekzem, das durch das Bakterium Dermatophilus congolensis verursacht wird. Das typische Verteilungsmuster dieser Dermatophilose (Regenekzem) siehst du in der Grafik oben.

 

Pferd mit Bläschen und Pusteln am Hals augrund von Nesselsucht

Quaddeln bei einem Pferd mit Nesselsucht

Veränderungen in der Umgebung

Neue Faktoren in der Umgebung des Pferdes können ebenfalls Auslöser sein:

Neue Einstreu, Ausrüstung oder Pflegeprodukte: Diese können Allergien auslösen. Ein Wechsel des Einstreumaterials oder die Nutzung eines neues Mähnensprays, Fliegensprays oder ähnlichem kann bei empfindlichen Pferden zu Hautreaktionen führen.

Sichtbare Parasiten

Es lohnt sich, die Haut deines Pferdes mal genauer zu untersuchen. Während Milben mit bloßem Auge schwer zu erkennen sind, kannst du Haarlinge oder Läuse mit etwas Geduld durchaus im Fell aufspüren. Haarlinge sind bräunlich und etwa 1-2mm lang. Besonders im Frühling finden sich Haarlinge häufig bei Pferden mit geschwächtem Abwehrsystem. Jungpferde und auch Oldies mit Cushingsyndrom sind häufiger betroffen. Die Haarlinge und ihre Eier können sich in der dichten Winterbehaarung verstecken und verursachen erheblichen Juckreiz, sobald das Wetter wärmer wird.

Fazit

Juckreiz bei Pferden kann viele verschiedene Ursachen haben. Achte besonders auf das Verteilungsmuster des Juckreizes, die Intensität und das Aussehen der ursprünglichen Hautveränderungen, denn diese können gute Hinweise auf den Auslöser geben! Und je nach Ursache ist dann auch eine andere Therapie angebracht. Insektenschutz und Hautpflege bei Sommerekzem (mehr dazu im Leitfaden Sommerekzem), eine Parasitenbehandlung bei Haarlingsbefall oder eine Pilzimpfung wenn sich ein Hautpilz nachweisen lässt.

Ich hoffe, dass dich das Lesen dieses Artikels nicht selbst zum Kratzen gebracht hat!

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von | 30. Mai 2024

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