Fifty shades of grey – ergraute Pferde im Portrait
Ein altes Pferd zu haben, kann einen manchmal ganz schön herausfordern. In der Reihe „Shades of grey“ berichten Besitzerinnen von ihren Erfahrungen mit den golden Oldies.
Melanie habe ich kennengelernt, weil sie sie eine der ersten Teilnehmerinnen des Rentenkompass war. Sie hatte sich für ihr altes Pferd Jóki angemeldet, der damals Ende Zwanzig war. In diesem Portrait stellt sie euch ihren rüstigen Aegidienberger vor.
Melanie: Jóki ist ein Aegidienberger Wallach, den ich 2010 im Alter von 16 Jahren gekauft habe. Am 01.07.23 ist er stolze 30 Jahre alt geworden. Er wird noch regelmäßig trainiert und beim Reiten merkt man ihm sein Alter kaum an.
Was sind seine Stärken?
Wenn es nach Jóki ginge, wären wir nur im Gelände unterwegs. Er ist sehr trittsicher und super darin sich einen Weg zu suchen wo keiner vorhanden ist. Dabei muss ich aufpassen, dass für mich im Sattel dieser Weg auch passt und ich nicht irgendwo in einem Baum hängen bleibe 😂. Diese Abschätzung treffe ich am besten schnell, denn unterwegs anzuhalten oder zu warten ist etwas, was Jóki nicht liegt 😉.Seine Stärke sind außerdem koordinative Übungen, die ich regelmäßig in unser Training integriere. Ich schätze an ihm seine Unerschrockenheit und seine Leistungsbereitschaft, er möchte immer gefallen und alles richtig machen. Dieses Jahr waren wir das erste Mal gemeinsam für einen langen Sommerurlaub an der Nordsee, das war eine tolle Erfahrung.
Gibt es Altersbeschwerden?
Ja, die gibt es. Jóki hat seit über 10 Jahren equines Asthma, was ich als größte Einschränkung wahrnehme. Es gibt auch eine PPID Diagnose und EOTRH Befunde, weswegen er mit 29 Jahren seine Schneidezähne gehen lassen musste. Seitdem hat er keine Beschwerden mehr. Seine Backenzähne sind altersentsprechend abgenutzt und die Kauflächen ziemlich glatt, das ist ja typisch für ein altes Pferd. Dadurch kann er sein Heu nicht mehr gut kauen und verwerten. Deshalb haben wir seit Herbst 2022 vorrangig auf Heucobs umgestellt und das funktioniert wunderbar, auch wenn es natürlich Aufwand ist.
Welchen Einfluss hat Jóki auf dein Leben?
Jóki ist seit über 13 Jahren Teil meines Lebens. Er hat mich durch seine Vorgeschichte dazu inspiriert, dass ich eine Ausbildung zur Pferdeverhaltenstrainerin gemacht habe und ist mein Antrieb, Bestehendes immer wieder zu hinterfragen. Er hat mir beigebracht Dinge neu zu denken und auch mal unkonventionelle Wege zu gehen. Unser gemeinsamer Weg war nicht immer leicht und er ist meine Bestätigung dafür, dass sich Mühe, Liebe, Zeit und Geduld immer bezahlt machen. Und auch dafür, dass allein das Alter kein Grund dafür ist, etwas unversucht zu lassen.
Vielen Dank für deine Antworten!